Worte und Gefühle statt die Fäuste sprechen
lassen
Gewaltprävention "Faustlos" ab diesem Schuljahr an Antoniusschule in
Holzhausen - Im Rollenspiel bereits getestet
[Artikel aus der NOZ vom 24. August 2005]
Spüren, wie sich der Mitschüler fühlt, miteinander sprechen und
nach Lösungsmöglichkeiten für den Konflikt suchen - das vermittelt das Projekt "Faustlos".
Ab dem Donnerstag beginnenden Schuljahr nimmt auch die Antoniusschule Holzhausen
die Gewaltprävention in den Lehrplan auf.
"Ich mag nicht, wenn du mir den Kleber wegnimmst" - deutlich sollen die Kinder
sagen, was ihnen am Verhalten der Mitschüler nicht gefällt. Doch nicht jedes
Kind besitze von Haus aus die soziale Kompetenz, die dafür nötig sei, bestätigte
Schulleiter Wolfgang Göbel. Viele können sich nicht ihren Ängsten stellen,
flüchten sich häufig in die Aggressivität. In der Antoniusschule sollen die
derzeit 251 Kinder nun verstärkt diese Art der Konfliktbewältigung erlernen.
"Faustlos" heißt das Programm-, das demnächst in allen vier Jahrgangsstufen der
Grundschule eingesetzt wird. 51 Lektionen umfasst es über drei Schuljahre. Im
vierten wird angeeignetes Wissen wiederholt. "Je 45 Minuten pro Woche sind im
Unterricht eingeplant", erzählte Christina Hohmann. Die Referentin des
Heidelberger Präventionszentrums - selbst Grundschullehrerin - wies die die 17
Lehrkräfte der Holzhauser Schule in die Methode ein. Empathie, Impulskontrolle
und Umgang mit Ärger und Wut sind die drei Schwerpunkte des Programms. Lernen,
wie sich der andere fühlt, Störenfriede ignorieren und gemeinsam in der Gruppe
Lösungen für Konflikte entwickeln - so lauten die Lerninhalte, positives
Klassenklima fördern sollen. An einem ihrer letzten Ferientage
haben die Lehrerinnen und Lehrer der Antoniusschule im Plenum die
Anwendungsmöglichkeiten diskutiert und eine Einweisung in den Materialienkoffer
erhalten. Inhalt: Fotofolien, die Kinder in verschiedenen sozialen Situationen
zeigen; Beispielsgeschichten, welche die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken
anregen sollen, und ein Handbuch. Anschließend übertrugen die Lehrer das neue
Wissen mithilfe von Rollenspielen in realitätsnahe Situationen.
Die ersten Eindrücke waren durchweg positiv." Ich denke, dass
sich das bewähren wird", meinte Hans-Gert Klemme, stellvertretender Schulleiter.
Es sei ein erprobtes und geradliniges Konzept. Auch seine Kollegin Renate
Lübbers sprach sich für "Faustlos" aus. "Die Kinder bekommen verschiedene
Möglichkeiten an die Hand zu reagieren", erklärte sie. Das Wichtigste sei, dass
alle Kollegen das Prinzip in ihren Unterricht einfließen ließen, hob der
Schulleiter hervor. "Dann sprechen wir alle mit einer Stimme", betonte Göbel.
Diese dürften die meisten der neuen Schüler schon aus dem Kindergarten kennen.
In beiden Holzhausener Einrichtungen wird "Faustlos" bereits eingesetzt.